Tschüss Instagram - Warum ich mich von den Sozialen Medien verabschiede

Es ist soweit - ich verabschiede mich von Instagram, nachdem ich dies schon mit LinkedIn getan habe. Vor einigen Monaten hatte ich bei Instagram nochmal einen Anlauf genommen und gepostet, doch richtig warm geworden bin ich nie.

Ich könnte mich einfach davonschleichen. Aber ich weiss, dass es viele von euch beschäftigt, wie und ob ihr die Sozialen Medien nutzt. Und da meine Entscheidung auch etwas mit dem, was ich an euch weitergeben möchte, zu tun hat, erzähle ich euch heute von meinen Motiven.

Grafik: Winkende Hand und Zeichen für Herzchen und Likes

Follower*innen, wo seid ihr?

Ich habe phasenweise einmal wöchentlich auf Instagram gepostet und habe über die Zeit um die 180 Follower*innen gewonnen. Und das war es dann auch - die Zahl stagnierte. Und auch wenn es immer mal wieder heisst, dass es nicht auf die Anzahl der Follower*innen ankommt, habe ich mich gefragt, ob das, was ich poste, eine Nachfrage auf Instagram hat, und ob sich der Aufwand lohnt.

Und auch als ich noch eine Handvoll Follower*innen pro Monat gewann, waren oft genug „Jim“ oder „Jack“ dabei, die meinen Account „really interesting“ fanden, aber Instagram offensichtlich als Kontaktbörse nutzten. Ich war also regelmässig dabei, Kontakte zu sperren - irgendwie unbefriedigend.

Gerne wäre ich auch mehr Menschen gefolgt. Doch die Feeds mit anonymen Ratschlägen, ohne ersichtlichen Menschen dahinter, nahmen zu, und ich war unsicher - ist das ein „echter“ Kontakt oder steckt nur noch eine Maschine dahinter?

Apropos Kontakt auf Instagram

Ganz am Anfang war mehr Kontakt, auch von meiner Seite aus. Ich schrieb Kommentare, doch irgendwann verteilte ich nur noch Herzchen. Ich wusste ja, wie nett es ist, eine Reaktion zu bekommen, aber es kostet einfach Zeit. Und es schwebte immer der Geist des Algorithmus‘ über allem. Jede Aktion und jede Reaktion kurbelt den Algorithmus an, das wissen alle. Aber wie genau? Ich habe es nie durchschaut.

Habe ich mit meinen Freund*innen und mit meinem direkten Netzwerk interagiert, gab mir das ein warmes Gefühl. Ansonsten waren all die Feeds immer mehr ein wirrer Teppich, über den ich flüchtigen Schrittes hinübereilte.

Rituale posten auf Instagram?

Mit meinen Inhalten war ich auch immer wieder im Widerstreit. Denn nach der schamanischen Andentradition macht man keine Fotos beim Ritual, da es sich um einen sehr intimen Dialog zwischen Mensch, Mutter Natur und der geistigen Welt handelt.

Manch einer findet es in Ordnung, direkt danach Fotos zu machen, aber ich habe auch das immer seltsam gefunden. Ich fotografiere sehr sehr gerne und halte viele Momente meines Lebens fest, aber gerade die Zeiten im Ritual sind Zeiten, in denen ich ganz bei mir bin und nicht daran denken möchte, wie ich diese am besten anderen präsentiere. Es ist ein Heiliger Raum, den ich mit Ritualen eröffne, und ich finde es schön und wichtig, solche Heiligen Räume zu ehren und zu erhalten. Gerade als Gegengewicht zu der Omnipräsenz von Bildern und festgehaltenen Momenten in unserer Zeit.

„Shut the door please!“

Wer es von euch schon einmal erlebt hat, weiss es - im Heiligen Raum eines Rituals teilen wir oft unsere intimen Themen. Wir verlassen den Raum des Alltäglichen und lassen damit Small Talk und Oberflächlichkeiten hinter uns. Auf dem Weg der schamanischen Andentradition geht es um unsere Heilung und Entwicklung, und damit auch um unsere Wunden, unsere tiefsten Sehnsüchte und das Ringen um unsere Essenz.

Ich liebe diese intimen Momente und sehe es auch als eine zentrale Aufgabe in meiner Arbeit an, einen geschützten Raum zu öffnen und zu halten. Und das, was darin geteilt wird, ist immer ein Geschenk und nichts Selbstverständliches.

Dieses Besondere geht mir im Raum der Sozialen Medien verloren. Ich weiss, dass es für viele etwas Befreiendes hatte und hat, mit bisher tabuisierten Themen raus aus dem Schweigen zu kommen. Das finde ich auch immer wieder lohnenswert! Aber ich sehe beim Scrollen auch immer wieder intimste Momente, die mit dem anonymen Draussen geteilt werden, bei denen sich alles in mir sträubt.

Sogar mit den positiven Momenten geht es mir so. Ich will nicht sehen, wie fremde Menschen glücklich zusammenbrechen, wenn sie nach Jahren des Wartens ihr Adoptivkind in die Arme schliessen, ich will nicht sehen, wie eine Tochter ihr Wiedersehen mit ihrem todkranken Vater für Instagram inszeniert. „Shut the door please!“, will ich rufen, teilt diese heiligen Momente mit euren Liebsten und belasst es doch einfach dabei.

Die Sache mit der schweren Energie

Ein zentrales Ziel auf dem Weg der schamanischen Andentradition ist es, sich von schwerer Energie zu befreien. Es ist ein Prozess, in den wir uns oft mit ganzer Kraft hineinbegeben, und dem wir uns mit unserer Zeit und Hingabe widmen. Auch wenn es immer dazu gehören wird, dass wir ein gewisses Mass an schwerer Energie in uns tragen, so ist es ein aufregendes und befreiendes Erleben, wenn wir merken, wie der Ballast, den wir oft schon Ewigkeiten mit uns herumschleppen, weniger wird und wir vertrauensvoller und er-leichtert weitergehen.

Dieser ganze Prozess macht uns sensibler für schwere Energien, die wir neu in unser Leben lassen. Bei mir nehme ich das teilweise auch mit Instagram wahr. Und ich möchte mich von diesem Kreislauf lösen (schwere Energien zu verabschieden, um sie auf anderer Ebene wieder aufzunehmen). Es ist e i n Schritt von vielen, und ich bin bereit, ihn zu gehen.

Medienkonsum

Überhaupt - der Medienkonsum. Manchmal kommt er mit vor wie die Hydra, das vielköpfige Ungeheuer der griechischen Mythologie. So wie bei ihr neue Köpfe nachwachsen, verliert sie einen, so ploppen immer neue Versuchungen, am Handy zu kleben, auf.

Es ist ein Thema, das viele beschäftigt, und einige Frauen brachten den grossen Wunsch, weniger Medien zu konsumieren, bereits in das Medizinrad ein. Oft verbunden mit der tiefen Sehnsucht, die eigene Kreativität stärker zu leben oder klarer und offener für den spirituellen Weg zu werden. Auch ich wünsche es mir, mir noch mehr Zeit zu eröffnen für das, was da werden möchte in mir.

Warum sage ich erst jetzt Tschüss zu Instagram?

Ihr fragt euch vielleicht, warum ich mich bei all dem, was für mich gegen Instagram spricht, nicht längst von dieser Plattform verabschiedet habe? … Da kommen wir zu dem spannenden Thema des Loslassens. Ich haftete lange Zeit der Erinnerung an, als ich Instagram einst startete und Fotos statt Reels postete, das mochte ich. Ich hing an den Texten, die ich oft gerne geschrieben hatte, und in die ich wirklich viel Zeit investiert hatte. Ich hing auch an meinem Feed, da er mir widerspiegelte, wie ich mich mit der schamanischen Andentradition weiterentwickelt hatte.

Kurzum, es fiel mir sehr schwer, etwas, das ich mit Zeit, Hirnschmalz und Herzblut aufgebaut hatte, zu vernichten. Und das unwiderbringlich - ein angsteinflössender Gedanke!

Wer bin ich?

Geholfen hat mir dann das Buch: „NO SOCIAL MEDIA! … und wie dein Marketing gelingt“ von Alexandra Polunin. Nicht nur, dass sie darin aufzeigt, dass beispielsweise ein Blog eine Alternative sein kann, sie gibt auch auf unaufgeregte Weise Hilfestellung, herauszufinden, ob die Sozialen Medien zu einem passen.

Es hat mich darin bestärkt, dazu zu stehen, wer ich bin und wie ich die schamanische Andentradition an euch weitergeben möchte. Und denen das Feld der Sozialen Medien zu überlassen, die sich, so wie Alexandra Polunin sagt, darin wie ein Fisch im Wasser fühlen.

In diesem Sinne sage ich: „Tschüss Instagram!“ Und freue mich, euch auf meiner Website, auf meinem Blog und mit meinem Newsletter willkommen zu heissen und euch ein Stück eures Lebens begleiten zu dürfen.

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