Muss es die schamanische Andentradition sein? Warum ich das Urwissen der schamanischen Andentradition weitergebe und warum sie auch dein Leben bereichern kann

Ich liebe die vier Archetypen, die im schamanischen Medizinrad eine wesentliche Rolle spielen: die Schlange, den Jaguar, den Kolibri und den Kondor. Aber warum arbeite ich mit vier Tieren, die in Peru zu Hause sind? Gibt es nicht auch vergleichbare Tiere in heimischer Natur? Und generell: Warum gebe ich das Urwissen aus einem so fernen Land weiter?

eine Erdkugel und eine goldene Kugel

Schmerz macht offen für neue Wege

Diese Fragen begleiten mich seit Jahren immer wieder, doch ehrlich - am Anfang meiner inneren Reise standen ganz andere Fragen im Vordergrund. Fragen wie: „Wie kann ich Frieden finden mit meinem grössten Schmerz?“ und „Wo finde ich Antworten auf meine grossen Lebensfragen?“

Und vielleicht kennst du es von dir. Wenn du an solchen Punkten im Leben stehst, an denen deine Seele (oder dein Körper) nach Heilung, Trost und Ausrichtung dürstet, dann wirst du offen für neue Wege, jenseits ausgetrampelter Pfade.

Mich führte diese Offenheit zu der schamanischen Andentradition. Dazu hat sicher beigetragen, dass ich schon immer aufgehorcht habe, wenn es um Schamanismus ging. Als ich nun die ersten Bücher über ihn las, verstärkte sich diese Resonanz. Es war wie ein Schlüssel, der ins Schloss passt. Der starke Bezug zur Natur, die Rituale und die Seelensprache „jenseits des Verstandes“, all das entsprach mir und meiner Suche. Als ich dann in meiner ersten schamanischen Ausbildung das Medizinrad kennenlernte, war es um mich geschehen. Ich verliebte mich in seine Schönheit, Kraft und Poesie.

Wo die Liebe hinfällt

„Wo die Liebe hinfällt“ heisst es doch so schön? Das ist ja schon bei Ländern allgemein so. Die eine verliebt sich in das Land Italien und reist immer wieder dorthin, der andere kann von Schweden nicht genug kriegen. Dieses Phänomen gibt es auch bei spirituellen oder gesundheitlichen Ausrichtungen. Die einen spüren eine Neigung zum Buddhismus, die anderen entwickeln eine Leidenschaft für Ayurveda, noch andere fühlen sich im Schamanismus zu Hause. Das ist ein Phänomen, das rational nicht so leicht zu erklären ist und sicher sehr mit dem Einzelnen zu tun hat.

das „Andere“ an sich

Aber mal abgesehen von den einzelnen Kulturen und Ausrichtungen ist da das „Andere“ an sich, das eine Rolle spielt. Was ist eigentlich seine Qualität?

das Wachwerden der Sinne

Das erste, was mir einfällt, ist das Wachwerden der Sinne. Das Sich-Hineinbegeben in ein unbekanntes Gebiet, das Entdecken von etwas, das uns unvertraut ist, macht uns wach. Neue Worte, Bilder und Symbole lassen unsere Synapsen tanzen, und Fragen, die sich immer auf einer solchen Reise ergeben, lösen das „Ich weiss doch schon alles“ ab. Der offene Geist, der immer förderlich ist, suchen wir Antwort und Heilung, ist auch nützlich, tasten wir uns ins „Andere“, ins „Fremde“ voran. Er ist quasi doppelt nötig, und somit doppelt wirksam. ;-)

Bei mir bildeten die Wechseljahre mit ihren Begleiterscheinungen das Tor zur schamanischen Andentradition. Neben einem grossen Schmerz, der nach Heilung rief, rumorte in mir auch die Frage, was da jetzt noch kommen soll im Leben. Ich weiss noch, wie ich öfter an Silvester dachte - wie langweilig es mir schien, dieses Fest, das ich schon etliche Male erlebt hatte, weitere etliche Male zu begehen. Silvester wurde mir Symbol für eine gewisse Lebensmüdigkeit. Als ich dann das Medizinrad entdeckte, eröffnete sich mir eine vollkommen neue Welt. Und schon dieses Hinaustreten aus dem All-Täglichen war Balsam für meine müde Seele.

das passende Szenario für die Held:innenreise

Und das „Andere“ passt auch wunderbar zu der Held:innenreise, die wir aufgefordert sind anzutreten, wenn uns das Alte, das Gewohnte nicht mehr entspricht. Wenn unsere Seele danach ruft, zu neuen Ufern aufzubrechen, dafür aber ein grosser Schritt ins Unbekannte notwendig ist, der uns ängstigt und blockiert. Dann ist es möglich, erst einmal eine innere Reise zu anzutreten, auf der wir unseren inneren Dämonen begegnen und uns ungeklärte Themen anschauen. Da ist das „Andere“ genau das richtige Szenario, weil es auch unbekannt ist und von uns Mut, Neugierde und Abenteuerlust fordert.

eine neue Verbundenheit mit der Welt

Und dann kann uns das „Andere“ zu einer neuen Verbundenheit mit der Welt führen. Wir beginnen, in all den Unterschieden zu dem uns Eigenen Ähnlichkeiten zu entdecken. Wir spüren universellen Prinzipien auf, die in den Ritualen verborgen sind. Und wir empfinden ein neues Gefühl von Fülle, weil wir an der Schönheit und dem Reichtum des „Anderen“ teilhaben dürfen.

Es ist eine Reise mit offenem Ausgang und Jede und Jeden von uns wird sie zu ganz eigenen Orten, Erfahrungen und Erkenntnissen führen. Die schamanische Andentradition muss nicht, aber sie kann das Tor dafür sein.

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Ist das eigentlich kulturelle Aneignung? Die schamanische Andentradition und ich